Die Geschichte des Dinghuis in Maastricht

Besucher und Einwohner von Maastricht blicken buchstäblich und im übertragenen Sinne zum Dinghuis auf. Das liegt vor allem an seiner schlanken und schmalen Erscheinung. Mit fast 30 Metern war es lange Zeit das höchste Gebäude Maastrichts. Darüber hinaus steht das Dinghuis seit seiner Gründung im späten Mittelalter stolz da und ist randvoll mit interessanten Geschichten. Wir tauchen ein in die Vergangenheit dieses Gebäudes mit dem markanten Namen.

  • Zeichnung Dinghuis Maastricht
  • Dinghuis in 1938 Maastricht
  • Grote Staat und das Dinghuis in Maastricht

Berufungsgericht

Der Name Dinghuis leitet sich von dem germanischen Wort 'Ding' ab, das 'Recht' bedeutet. Auch heute noch sprechen wir von einem 'kurzen Gericht'. Das Gebäude an der Ecke Kleine Staat und Grote Staat war bis Mitte des 17. Jahrhunderts ein Gerichtsgebäude. Nicht selten wurden Gefangene im Keller gefoltert, um ein Geständnis zu erlangen, wie es damals üblich war. Zur Vollstreckung der Todesstrafe stand das Schafott abwechselnd auf dem Vrijthof und auf dem Marktplatz. Der Pranger wurde für die körperliche Züchtigung verwendet. Diebe wurden buchstäblich 'an den Pranger gestellt'; sie hingen mit den Handgelenken und dem Kopf in einem Pranger. Und eine ehebrecherische Frau musste sich in den Spinnkäfig setzen, woraufhin sie bis zum Wahnsinn herumgedreht wurde. Ohne auf alle möglichen grausamen Details einzugehen: Im Bonnefanten sind noch verschiedene Hinrichtungsinstrumente zu sehen, darunter ein Teil eines Henkerschwerts und Brandeisen.

Ausschau halten

Mitte des siebzehnten Jahrhunderts wurde das Rathaus eröffnet. Zur gleichen Zeit wurde das Rathaus auch zum neuen Sitz der Gerichte, so dass das Dinghuis seinen juristischen Zweck verlor. Von da an hatte das Dinghuis zahlreiche Funktionen. So diente es beispielsweise als Kulturerbezentrum, als Büro für ein Telekommunikationsunternehmen und beherbergte die Handelskammer. Während des Zweiten Weltkriegs zog der Luftschutzdienst in das Dinghuis ein. Der Dienst wurde 1938 eingerichtet, als Deutschland in Polen einmarschierte, um die Zivilbevölkerung vor Luftangriffen zu schützen. Der Turm diente als Beobachtungsposten. Als Reaktion auf mögliche Bombenangriffe wurde im ersten Stock des Dinghuis ein Betonboden verlegt. Dies führte später dazu, dass das Dinghuis absackte.

  • Seiteneingang Dinghuis Jodenstraat Maastricht früher
  • Seiteneingang Dinghuis Maastricht

Poesjenellenkelder

In den 1950er Jahren befand sich das Poesjenellenkelder im Dinghuis. Dort bot Pieke Dassen viele Jahre lang Puppenspiele an. Und obwohl Pieke in Rotterdam geboren wurde, sahen und sehen ihn viele Maastrichter als einen echten Maastrichter. Der ehemalige Maastrichter Bürgermeister Philip Houben beschrieb ihn einmal als den Mann, der er war: Schauspieler, Maler, rastloser Kolorist, Puppendesigner und Puppenspieler. Piekes Sohn Manny Dassen hat zum Andenken an seinen Vater ein Wandgemälde im Hof des Dinghuis geschaffen. Es zeigt Pieke Dassen in Gesellschaft mehrerer Puppen, mit denen er so viele Kinder und Erwachsene unterhielt. Ein Grund mehr, im Maastricht Store vorbeizuschauen.

 

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Die Stundenuhr

Haben Sie sich jemals die Uhr im Tympanon des Dinghuis genau angesehen? Dies ist eine der ältesten Uhren in den Niederlanden und wenn Sie genau hinsehen, werden Sie feststellen, dass sie nur einen Zeiger hat. Und das ist der kurze Zeiger, um genau zu sein. Bis zum Bau des Rathauses auf dem Marktplatz war dies die einzige Einzeigeruhr in der Stadt. Daher auch ihr Name: die Ur-Uhr mitten wijzer, die Stundenuhr mit dem Zeiger. Im 15. Jahrhundert war diese Uhr Teil des De Lanscroon, eines Hauses am Grote Staat. Dort befand sich bis Mitte des 17. Jahrhunderts der untere Gerichtshof. Das Haus existiert nicht mehr, die Uhr aber schon. Außerdem ist sie seit ihrer Verlegung besonders gut zu sehen. Die Kette der Uhr läuft über mehrere Etagen. Jede Stunde dreht sich diese Kette und die Uhr ändert ihre Position.

Dinghuis Maastricht Uhr im Dinghuis Maastricht Uhrwerkuhr im Dinghuis Maastricht Teil der Uhr im Dinghuis Maastricht

Kamin und Obergeschoss

In der zweiten Etage des Dinghuis befindet sich ein interessanter Kamin. Er zeigt den Stern der Stadt Maastricht, zwei Engel und die Perroen. Die Perroen bezieht sich auf die gleichnamige Hartsteinsäule auf dem Vrijthof, die wiederum auf die Zeit verweist, als Maastricht Teil des Fürstentums Lüttich war. Es ist unklar, wann der Kamin hergestellt wurde. Klar ist jedoch, dass er in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in Brüssel gekauft wurde. Vielleicht auf dem Brüsseler Place du Jeu de Balle, wo heute noch täglich der national und international bekannte 'Markt der Secondhand-Läden', wie die Belgier ihn offiziell nennen, stattfindet. Ein Stockwerk über dem Erdgeschoss des Dinghuis befindet sich eine sogenannte Bel-Etage. Dies ist auch die Etage, zu der der Treppenabsatz mit den beiden dazugehörigen Treppenhäusern führt. Viele wichtige Gebäude haben ein solches Glockengeschoss. Das Rathaus in Maastricht und der Palast am Dam-Platz haben zum Beispiel auch einen solchen. In früheren Zeiten wurde das Erdgeschoss unter anderem für die Auslieferung von Waren genutzt oder diente als Speisesaal für die Wachen. Etwas weiter oben in der Bel-Etage trafen sich die hohen Herren.

Kamin im Dinghuis Maastricht Detail Kamin Dinghuis Maastricht

Ein besonderes Denkmal

Zurück zum Äußeren, das im Laufe der Jahre unterschiedlich ausgesehen hat. Heute hat das Dinghuis drei Farben. Die Frontfassade ist grau und rot, die Seitenfassade braun. Früher sah es anders aus. Die Seitenfassade sah einst wie ein Fachwerkhaus aus, d.h. mit Lehm zwischen dem Holz anstelle der Ziegel, die später an ihre Stelle traten. Welche Farbe dieser Lehm hatte, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit sagen. Möglicherweise war er weiß-gelb, wie die Farbe der Bonbonnière. Es könnte aber auch sein, dass der Lehm rot gestrichen war, die gleiche Farbe wie die des Johannisturms auf dem Vrijthofplatz. Übrigens war die Fassade einst mit verschiedenen Wappen verziert und hatte daher ein farbenfrohes Aussehen.

In den 1980er Jahren wurde das Dinghuis umgestaltet und das örtliche Fremdenverkehrsamt zog in das Gebäude ein, den Vorgänger des heutigen Maastricht Store. Die letzte Restaurierung wurde 2021 durchgeführt. Dabei wurde unter anderem die Schiefereindeckung komplett erneuert und eine Zeitkapsel im Dachfirst installiert. Wenn Sie in der Gegend sind, sollten Sie dieses besondere Monument nicht nur von außen, sondern auch von innen bewundern!

 

  • Seite des Dinghuis Maastricht

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